Geschäftsführende Gemeinderätin & Ortsparteiobmann Stv. Marion Reischl im NÖN Interview

„Wer will, findet Wege“ - so Multifunktionärin Marion Reischl über ihre Rolle und ihre Ziele als Frau in der Gemeindepolitik.

Winzerin, Ehefrau und zweifache Mutter, diplomierte Kinesiologin, Ortsbäuerin, stellvertretende Gebietsbäuerin (Haugsdorf) und seit März 2020 Geschäftsführende Gemeinderätin in Hadres – die NÖN bat Marion Reischl zum Gespräch.

NÖN: Was hat Sie veranlasst, sich in der Gemeindepolitik zu engagieren?

Reischl: In meinem ganzen Leben habe ich versucht, mich zu engagieren, zum Beispiel in Vereinen. Politik hat mich immer schon sehr interessiert. Ich dachte mir, jetzt ist es an der Zeit, dass ich mich einbringen und mitwirken kann. Frauen sollen den Mut haben, mehr „an die Front“ zu gehen. Das war dann letztlich ausschlaggebend: dass ich als Frau hier was bewegen kann.

Gab es Bedenken, wie sich diese vielen Aufgaben zeitlich alle ausgehen können?

Reischl: Natürlich wurde ich häufig gefragt: Warum tust du dir das an? Der Spagat, es zu schaffen, ist mir wichtig. Eine Frau ist ja so viel mehr, nicht nur eine gute Hausfrau und Mutter. Aus der Kinesiologie habe ich gelernt, wenn ich mich gut fühle, dann geht es auch meiner Familie gut. Für mich sind meine zusätzlichen Aufgaben eine Art von Ausgleich. Mir gibt das sehr viel und mich würde es freuen, wenn mehr Frauen das auch erkennen würden.

Im gesamten Bezirk steht keine einzige Frau an der Gemeindespitze. Woran liegt das?

Reischl: Ich finde eine Mischung von Männern und Frauen in der Politik gut, weil wir Frauen einen anderen Zugang zu verschiedenen Themen, wie gerade Bildung oder Familie, verfolgen. Durch die Anforderungen und mehrseitigen Belastungen ist es für Frauen allerdings schwieriger. Man sieht es eher als Belastung und die positiven Aspekte werden nicht wahrgenommen. Sicherlich, man muss ein gutes Zeitmanagement haben, und das habe ich gelernt. Es gibt einen Satz, der mich immer wieder bewegt und motiviert hat: Wer will, findet Wege; wer nicht will, findet Gründe.

Was sind die nächsten Themen für Ihre Gemeindearbeit?

Reischl: Es stehen viele Aufgaben an, zum Beispiel sollte der Bildungsraum für Erwachsene im leer stehenden Kindergarten realisiert werden. Wichtig ist mir, eine umfassende Kinderbetreuung für berufstätige Mütter zu organisieren. Vor allem für alleinerziehende Mütter, die keine Großeltern für die Kinder haben, ist es schwierig; aber auch für Familien, wenn der Partner zum Beispiel Nachtdienst hat. Ab September haben wir eine Tagesstätte im neuen Kindergarten, wohin Kinder schon mit einem Jahr kommen können. Hier muss der Bedarf vor allem für alleinerziehende Mütter noch mehr evaluiert werden.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Reischl: Dass ich mich mit meinen Aufgaben ständig weiterentwicklen und daran wachsen kann. Ich finde, Kommunikation in der Gesellschaft ist ein wesentlicher Aspekt, und wir sollten einander dabei helfen, dass die Gleichstellung der Frauen endlich verwirklicht wird. Wenn dann endlich das Potenzial und die Kräfte der Frauen in der Politik und in der Gesellschaft in Erscheinung treten, täte das auch den Männern gut.